Crossdressing im Film

Mittwoch, 5. März. 2014 – 19.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Sonderveranstaltung

Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart

Deutschland 1922,   90 min.

Regie: Prof. Dr. Felix Lampe, Dr. Walter Zürn

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier)

Ein politisch-patriotischer Film von 1922. Wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs sorgte der aufwendige Kulturfilm „Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart“ auch am Oberrhein für Aufsehen, zu einer Zeit, als viele Deutsche Frankreich als Feind betrachteten. Der belehrende Film zeichnet den Lauf des Rheins von der Quelle bis zur Mündung nach und führt neben Landschaften und Städten auch seine geschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung vor Augen. Er verbindet dabei dokumentarische Aufnahmen mit Kartentrickbildern und Spielszenen. Angesichts der Besetzung von Teilen des Rheinlands durch die Franzosen wurde „Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart“ von Kritikern als „nationale Tat“ gelobt, war in den besetzten Rheingebieten dagegen wegen seines „für Frankreich beleidigenden Inhaltes“ verboten.

 

Lorenz Clasen, Germania auf der Wacht am Rhein

Donnerstag, 6. März 2014 – 19.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Eröffnung
Au Bal de flore (Beim Blumenball)

Frankreich 1900, 2 min.

Regie: Alice Guy-Blaché

Musikalische Begleitung des gesamten Programms: Gabriel Thibaudeau (Klavier)

Der wunderschön schablonenkolorierte Film zeigt eine kurze Tanz- und Pantomime-Szene, deren Ursprung identifiziert werden konnte: sie stammt aus einer Revue des Olympias.
Alice Guy-Blaché gilt als eine der bedeutendsten weiblichen Pioniere des Frühen Kinos; bevor sie in die USA ging, war sie der erste Künstlerische Direktor der Firma Gaumont.

Hamlet

Deutschland 1920/21; 111 min.
Regie: Svend Gade, Heinz Schall

Asta Nielsen im großen Drama um Mord, Rache, Liebe, Freundschaft – und Geschlechteridentität. Für den ersten Film ihrer eigenen Produktionsfirma wählte die Schauspielerin eine Interpretation der Hamlet-Geschichte, die besagt, dass der dänische Prinz eine Frau war – und übernahm selbst die Titelrolle: Um den Thron zu sichern, gibt die dänische Königin ihre Tochter als männlichen Thronfolger aus, und so wächst das Mädchen als Knabe heran. Da ermordet der böse Oheim den König und besteigt selbst den Thron. Prinz Hamlet sinnt auf Rache, gibt vor, dem Wahnsinn verfallen zu sein und nutzt die Ankunft einer Schauspielertruppe, dem Onkel sein Verbrechen vor Augen zu führen. Der gibt daraufhin den Befehl, Hamlet den Kopf abschlagen zu lassen… (filmportal.de)

„Au bal de Flore“

Asta Nielsen in „Hamlet“

 


Freitag, 7. März 2014 – 19.00 Uhr
ZKM – Medientheater

100 Jahre …
Cabiria

Italien 1914, 181 min.

Regie: Giovanni Pastrone

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier, Violine, Viola); Frank Bockius (Schlagzeug); Wolfgang J. Fernow (Kontrabass)

Das restaurierte Meisterwerk
von Alberto Barbera, Direktor des Museo Nazionale del Cinema in Turin
„Kein Film in der Geschichte des italienischen Stummfilms war auch nur annähernd so wichtig und erfolgreich wie „Cabiria“. Der Film, der 1913/14 entstand, war ab März 1914 in Kinos auf der ganzen Welt zu sehen. Sein Erfolg und die große Beachtung, die ihm zuteil wurde, heben ihn auf eine Ebene mit vielen Hollywood Blockbustern, die in den darauf folgenden Jahren Kinogeschichte schrieben. Pastrones Meisterwerk war ein sofortiger Publikumserfolg und zog aufgrund der beeindruckenden Fortschritte, die er der noch jungen Filmkunst brachte, von Anfang an die Aufmerksamkeit von Regisseuren, Produzenten und der Presse auf sich. Keines der heutigen Bücher über die Geschichte des Kinos versäumt es, die Besonderheiten des Films herauszustellen, seine Leistungen zu würdigen und seine Eigenheiten hervorzuheben. „Cabiria“ wird als der Triumph der Superproduktionen des Kostümfilms gefeiert, als Italiens bedeutendster Beitrag zur Aufwertung des Einflusses der Inszenierung und ihrer spektakulären Ressourcen sowie als einer der ersten und gelungensten Versuche, die erst kurze Zeit zuvor erfundene Kinokunst mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Literatur, der Malerei, der Architektur, der Musik und des Theaters zu vereinen. …“
Programm der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2006 & Programm der Giornate del Cinema Muto 2006, Pordenone


Freitag, 7. März 2014 – 22.30 Uhr
Festsaal des Studentenhauses

Slapstick ist Kult
A Woman
USA 1915, 26 min.

Regie: Charles Chaplin (nicht angegeben)

Musikalische Begleitung (gesamtes Programm): Andreas Benz (Klavier)

Chaplin spielt nicht zum ersten Mal eine Crossdressing-Rolle; bereits zur Zeit,  als er noch für Mack Senett bei Keystone tätig war, trat er in „A Busy Day“ in Frauenkleidern auf.
Zum Inhalt: Ein Ehepaar mit Tochter in einem Park. Während Mutter und Tochter auf einer Parkbank einschlafen, möchte der Gatte einen Flirt mit einem Mädchen anfangen. Allerdings kommt ihm dabei Charlie in die Quere. Der Gatte landet im Teich; Charlie ergreift die Flucht und begegnet der Mutter mit ihrer hübschen Tochter. Die beiden sind ganz angetan von Charlie und laden ihn zum Essen nach Hause ein. Als der Gatte mit einem Freund nach Hause kommt, wird es turbulent; Charlie fällt nichts anderes ein, als sich als Frau zu verkleiden. Auch das berühmte Bärtchen wird abrasiert. So gefällt er dem Gatten und dessen Freund ganz ausnehmend.

Yankee Doodle in Berlin
USA 1919, 59 min.

Regie: F. Richard Jones

Während des Ersten Weltkriegs wird der amerikanische Flieger Captain Bob White mit einer gefährlichen Mission betraut: er soll sich hinter die feindlichen Linien begeben, die Kriegspläne Deutschlands beschaffen und den Amerikanern zurückbringen. Sein Plan: als Frau verkleidet will er sich Zutritt zur Führung des deutschen Militärs verschaffen. Unterwegs begegnet er einer der attraktiven Töchter Belgiens, verführt den gesamten deutschen Generalstab und sorgt dafür, dass Kaiser Wilhelm mächtig Ärger mit seiner eifersüchtigen Ehefrau bekommt.

Yankee Doodle in Berlin

 


Samstag, 8. März 2014, 15.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Oscar et Kiki la midinette

Frankreich 1913, 13 min.
Regie: Léonce Perret (Louis Feuillade?)
Musikalische Begleitung des gesamten Programms: Stephen Horne (Klavier)

Inhalt:
Aus einer der zahlreichen Serien der Firma Gaumont. Oscar, ein schwungvoller Bonvivant, der keinem Flirt abgeneigt ist, hat sich mit Kiki verabredet, die aber Hüte austragen soll. Um sie frei zu bekommen, bietet Oskar an, die Hüte auszutragen, verkleidet als Modistin.
Über den Film:
Zu Beginn seiner Karriere bei Gaumont drehte Léonce Perret zahlreiche Serien, in denen er sogar oft selbst mitspielte. Léonce Perret ist zu Unrecht vor allem außerhalb Frankreichs fast vollständig vergessen; dabei galt er bis weit in die zwanziger Jahre als einer der berühmtesten Regisseure Frankreichs. Jedoch drehte er nie so ausgeprägt künstlerische Filme wie L‘Herbier oder Epstein, sondern pflegte ein Kino, das auch vom breiten Publikum akzeptiert werden konnte. Dabei war er in keinem speziellen Genre zu Hause; zu seinem Œuvre gehören neben den Serien auch Dramen und Kriminalfilme. JJ

Charleys Tante

USA 1925, 80 min.
Regie: Scott Sidney

Die beiden Studenten Charley und Jack benötigen für eine geplante Verabredung mit ihren Freundinnen Amy und Kitty dringend eine Anstandsdame. Da die dafür vorgesehene Donna Lucia d’Alvadorez, Charleys Tante aus Brasilien, nicht rechtzeitig eintrifft, überreden die beiden ihren Freund Lord Fancourt Babberly, als Frau verkleidet die Rolle zu spielen. Die Probleme beginnen, als der Onkel Kittys und ein weiterer Verehrer mit Donna Lucia – also mit dem verkleideten Lord Babberly – einen Flirt beginnen.
Über den Film :
„Charleys Tante“ ist so etwas wie die „biedere Mutter des Crossdressing“. So bezeichnet ihn die Karlsruher Wissenschaftlerin Christine Mielke ganz treffend in ihrem 2012 erschienenen Buch über Crossdressing. Allerdings erklärt das noch nicht den ungeheuren Erfolg dieses Klamauk-Stückes, das ganz wesentlich von der Situationskomik der Verkleidung lebt – und sich darin auch erschöpft. Die Geschlechterrollen bleiben unangetastet und werden nicht in Frage gestellt. Das Stück entstand in viktorianischer Zeit, genauer: 1892, als sich diese langsam zu Ende neigte. Es dürfte wohl der rigide Moralcodex dieser Epoche gewesen sein, der nichts anderes zuließ als eben die Situationskomik; das Kratzen an den Geschlechterrollen, aber auch nicht mehr. Eine intensivere Auseinandersetzung mit den rigiden Vorstellungen dieser Zeit hätte wohl aus der Komödie eine Tragödie gemacht.
Ebenso wie das Theaterstück, das in den USA und in Deutschland den größten Erfolg hatte, waren, besser: sind auch die Verfilmungen eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
JJ

 


Samstag, 8. März 2014, 17.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Das Haus in Kolomna (OT: Domik v Kolomna)

Russland 1913, 22 min.
Regie: Pjotr Tschardynin
Musikalische Begleitung des gesamten Programms: Stephen Horne (Klavier)

Nach der Vers-Erzählung von Puschkin: Die junge, hübsche Parasha lebt bei ihrer verwitweten Mutter. Sie arbeitet fleissig im Haushalt, aber es macht ihr auch Spaß, mit den Offizieren der Wache zu flirten, die an ihrem Fenster vorbeikommen. Sie hat auch einen besonderen Favoriten. Eines Tages bittet ihre Mutter sie, eine Köchin anzustellen, die so wenig als möglich kosten soll. Parasha und ihr Verehrer erkennen schnell, wie sie diese Situation für sich ausnutzen können.
(nach imdb, Snow Leopard)
Mosjoukines Fingerspitzengefühl für Kostümwechsel und Tarnungen im Laufe eines Films (eine Praxis, die ihren Höhepunkt in „Le Brasier ardent“ erreicht) erklärt die Freude, die er und seine männliche Figur in dieser frivolen Farce daran haben, in Frauenkleider zu schlüpfen (hier eine romantische List). Geadelt wird der Film durch die Tatsache, dass er auf einem der leichteren Versgedichten von Puschkin beruht.(Yuri Tsivian in: Programm Giornate del Cinema Muto, Pordenone 2003)

Das Liebes-ABC

Deutschland 1916, 50 min.
Regie: Magnus Stifter

„Das Liebes-ABC“ ist ein Lustspiel, in dem das junge Mädchen den Auserwählten ihres Herzens in puncto Leben und Liebe in die Schule nimmt. Sie steckt sich in Männerkleidung und entführt den Herzallerliebsten in die nahe Hauptstadt, wo sie ihm die Stätten, an denen man sich amüsiert, zeigt. Bis er erwacht und nun auch endlich jenes Vergnügen am Leben findet, das sie von ihrem zukünftigen Mann verlangt.
Man hat aber Asta Nielsen niemals genügend gewürdigt, wenn sie an die Lösung von Aufgaben ging, die einen humoristischen Unterton haben. Diese Frau verfügt über einen köstlich zu nennenden Humor, das ist etwa nicht gequälte Lustigkeit, sondern das ist Natur.“
aus: Der Kinematograph, Nr. 504, 23. 8. 1916, S. 24, zitiert nach: Nachtfalter, Asta Nielsen, ihre Filme, hg. von Karola Gramann/Heide Schlüpmann.

Ludwig Traumann und Asta Nielsen in „Das Liebes-ABC“


Samstag 8. März 2014 – 20.30 Uhr
ZKM – Medientheater

Filmkonzert
Algol

Deutschland 1920, 83 min.
Regie: Hans Werckmeister
Musikalische Begleitung des gesamten Programms: Köhler Vogel Förderer Trio  – das sind: Andreas Köhler (Cello) und Duo Nugath (Hendrik Vogel, Szenograph und Tom Förderer, Medienkünstler)

Science-Fiction der Stummfilmzeit: Robert Herne ist ein einfacher Mann und eigentlich zufrieden ist mit seinem Leben. Eines Tages bekommt er von einem geheimnisvollen Bewohner des Planeten Algol eine Nachricht, die sein Leben verändert: Der Außerirdische verrät Herne das Geheimnis der Algol-Wellen. Diese Strahlen könnten eine nie versiegende Energiequelle für die Menschheit darstellen, wenn man sie nur in einer Maschine einfangen würde.
Herne sieht die Chance seines Lebens gekommen …
„Der phantastische Film hat Schule gemacht und zeitigt immer neue Blüten, mehr oder weniger schön geformte, aber stets interessante. In diese Kategorie gehört auch „Algol“, eine Tragödie der Macht, die, der Tendenz der Zeit folgend, zeigen will, daß auch die Beherrschung der Welt und ihrer Naturkräfte nicht glücklich macht, daß das Glück vielmehr in der Scholle, in friedlicher Arbeit, im Schoße der Familie liegt. (…) DEr Kinemathograph, Nr. 713, 12. September 1920

 


Samstag 8. März 2014 – 23.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Der Geiger von Florenz

Deutschland 1925/26, 68 min.
Regie: Paul Czinner
Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Violine und Klavier)

Die junge Renée liebt ihren Vater abgöttisch, mit ihrer Stiefmutter versteht sie sich jedoch überhaupt nicht. So wird sie in ein Schweizer Internat gesteckt. Als Renée wegen schlechten Betragens auch die Ferien dort verbringen soll, setzt sie sich als Junge verkleidet nach Italien ab.
Sie lernt einen jungen Maler und seine Schwester kennen. Der Maler entdeckt den vermeintlichen „Knaben“ als Modell für sein Gemälde „Geiger von Florenz“, das ein großer Erfolg wird. Als der Vater auf einer Abbildung des Gemäldes seine Tochter erkennt, fährt er nach Florenz, um Renée wieder zu sich zu holen. Der Maler will sich jedoch nicht mehr von seinem Modell trennen. Die Zuneigung des Malers ist René(e) nicht verborgen geblieben, und sie hat sich der Schwester des Malers anvertraut, die sich ebenfalls in René(e) verliebt hat. In diesem Karussell der Gefühle und Leidenschaften ist der Ausgang offen … (nach filmportal.de und „Exil. Sechs Schauspieler aus Deutschland“, Berlin 1983).
„Die Bergner ist die entzückendste und vollständigste Ausgabe der Femme enfant. Sie ist eine Hexe, die man wie ihre Johanna vielleicht doch beizeiten verbrennen sollte, und gleichzeitig ist sie ein Spuk, ein Luftgeist, ein Puck, ein Ariel, der eine ganz ernsthaft arbeitende Weltstadt beunruhigt und beschäftigt.“
Arthur Eloesser, in: Elisabeth Bergner, 1927

Elisabeth Bergner und Conrad Veidt

In Guido Bagiers Buch „Der kommende Film“ von 1928 findet sich folgende Bildunterschrift: „Der deutsche Typ: Innigkeit“.


Samstag, 8. März 2014 – 19.30 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Kulinarisches Kino
Die sieben Töchter der Frau Gyurkovics (OT: Flickorna Gyurkovics)

Deutschland/Schweden 1926/27,  87 min.

Regie: Ragnar Hylten-Cavallius

Musikalische Begleitung: Andreas Benz (Klavier) und Clara Gustavsson (Gesang)

Eine Verwechslungskomödie (auch): Toni Gyurkovics hat irgendwo in der ungarischen Ebene eine Tante mit sieben Töchtern, von denen das Gerücht geht, daß eine schöner als die andere sein soll. Der sehnlichste Wunsch seiner Mama ist es, ihren Toni mit einer der sieben zu verheiraten. Er aber heiratet heimlich eine kleine entzückende Frau. Die Tante besucht er aber trotzdem. Nicht weil er ein gehorsamer Sohn ist, sondern wegen des kleinen monatlichen Zuschusses, der für den jungen Haushalt sehr notwendig ist. Allerdings macht er den Besuch nicht persönlich, sein Freund Horkay muß vielmehr seinen Stellvertreter spielen. Der Frauenverehrer ist auch gleich dazu bereit. Zur gleichen Zeit fliegt die drittälteste und wildeste der Gyurkovicsmädel wegen ungebührlichen Verhalten aus dem Pensionat. Flugs kleidet sie sich für den Rest ihres Taschengeldes ein, und dann geht‘s zum Bahnhof um die Heimreise anzutreten. Hier stellt sich heraus, daß sie kein Geld mehr hat. Horkay, der den selben Zug benutzt, bekommt die Peinlichkeit von Mizzi mit. Ein Abenteuer witternd, löst er vorsorglich zwei Karten und steigt mit in das Abteil von Mizzi. Kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt, naht das Unheil in Gestalt des Kontrolleurs.  … (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung)

 

Kulinarisches Kino 

Beim Kulinarischen Kino, das wir 2016 letztmals durchführen konnten, gab es immer ein Menü, das in Zusammenhang mit dem gewählten Film stand. Zwar gab es beim ersten Kulinarischen Kino, für das wir „Nosferatu“ gewählt hatten, kein Blutwurst-Risotto wie ursprünglich angedacht, aber 2016 bei der „Austernprinzessin“ sehr wohl Austern. Zwei unserer Stammgäste haben sich verdient gemacht und Austern aus Arcachon im Elsass gekauft.

2014 war zu berücksichtigen, dass der Film eine deutsch-schwedische Koproduktion war und in Ungarn spielte …. Also gab es ein Vorspeisen-Buffet mit ungarischen und schwedischen Gerichten; im Hauptgang den unvermeidlichen Gulasch und als Nachspeise kalorienreiche Palatschinken – auf Wunsch mit Sahne …

Leider haben wir seit 2016 keinen Saal mehr, wo wir das Kulinarische Kino durchführen könnten.

 

 


Sonntag 9. März 2014 – 11.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus
Festivalpartnerschaft Anères

Fräulein Piccolo

Deutschland 1915, 37 min.
Regie: Franz Hofer

Musikalische Begleitung des gesamten Programms: KrausFrink Percussion

Der Vater der kessen Lo (Dorrit Weixler) hat ein Wirtshaus. Leider ist gerade der jüngste Kellner, der Piccolo eben, mit dem Zimmermädchen durchgebrannt. Lo muss aus ihrem Pensionat zurück, wo sie ausgelassen gerade noch das Ende des Schuljahres gefeiert hat, und Papa helfen, und zwar in beiden Rollen, als Piccolo und als Zimmermädchen. Das gelingt ihr auch überzeugend, selbst als ein aufdringlicher Handelsvertreter (Ernst Lubitsch) auftaucht. Dann aber wählt ein Trupp Soldaten, die in der Nähe ein Manöver abhalten, das Wirtshaus als Herberge. Ein charmanter Offizier ist auch dabei, in den Lo sich bald verliebt … JJ

Dorrit Weixler (links) in „Fräulein Piccolo“
Ich möchte kein Mann sein

Deutschland 1918, 45 min.
Regie: Ernst Lubitsch

Die rebellische Ossi trinkt, raucht und spielt Poker. Dr. Kersten soll dem jungen Mädchen damenhaftes Verhalten beibringen, doch Ossi kontert die Erziehungsversuche mit einem gewagten Rollenwechsel: Sie lässt sich beim Herrenausstatter mit Frack und Zylinder einkleiden und besucht als Mann ein Nachtlokal. Dort trifft sie den ahnungslosen Kersten, mit dem sie sich den männlichen Vergnügungen hingibt. Dabei kommen sich beide näher, und nach durchfeierter Nacht kommt es zu einem Kuss. Am nächsten Morgen erwachen Ossi und Kersten im Bett des jeweils anderen. Eine heikle Situation … (filmportal.de)
„Der „Ufa-Palast am Zoo“ war vollkommen ausverkauft. Und das will bei den Dimensionen jenes Raumes und der Fülle seiner Plätze schon etwas heißen. Mit :der Kritik mag es im übrigen sein Bewenden haben, denn in solchem Falle hat eben nur das Publikum zu entscheiden. Und dieses amüsierte sich köstlich …“
dp., Erste Internationale Film-Zeitung, Nr. 18-19, 8.5.1920


Sonntag 9. März 2014 – 15.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Kinderprogramm

Hinter der Leinwand (OT: Behind the screen)
USA 1916, 30 min.
Regie:
Charles Chaplin

David (Chaplin) arbeitet als Handlanger in einem Filmstudio und hat unter Goliath (Eric Campbell), dem großen und faulen Vorarbeiter, zu leiden. David ist der Lieblingsfeind des Kameramanns und bringt auch den Regisseur eines klassischen Kostümschinkens zur Weißglut. Eines Tages will eine naive Landpomeranze als Schauspielerin zum Film. Sie hat keine Chance und beschließt, sich als Mann zu verkleiden, um einen Job zu bekommen. David entdeckt das Geheimnis …
Der Film ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man ein dem Publikum bestens bekanntes Motiv aufgreifen und etwas völlig Neues daraus machen kann. Der hohe Bekanntheitsgrad des David-und-Goliath-Motivs erlaubt es, in rasantem Tempo Gags abzuspielen und dem Publikum noch einen Blick in ein zeitgenössisches Filmstudio zu gewähren. … JJ

2020 angefügt: das ist eine reichlich kesse These, die ich da formuliert habe. Aber der Vergleich mit der 1914 entstandenen „Farce Comedy“ „The Property Man“ zeigt, wie sehr Chaplin in extrem kurzer Zeit seine Regie-Kenntnisse, seine künstlerischen Ideen und Einfälle verfeinert und erweitert hat. Das David-und-Goliath-Motiv fehlt im früheren Film vollständig, ebenso wie die Crossdressing-Episode. JJ

Hinter der Leinwand
„Behind the screen“, Charles Chaplin mit Edna Purviance (rechts) und Eric Campbell (unten); Farbe: JJ

Charlie als Sträfling (OT: The Adventurer)
USA 1917, 324 min.
Regie:
Charles Chaplin

Ein Häftling ist entflohen – niemand anders als Charlie. Voller Dramatik beginnt der Film, und Charlie kommt von einer heiklen Situation in die nächste. Als er eine Mutter und ihre Tochter vor dem Ertrinken rettet, laden die beiden ihn zum Essen ein. Aber die Polizei ist ihm auf den Fersen, und auf der Party geht es bald drunter und drüber.

Der Feuerwehrmann (OT: The Fireman)
USA 1916, 24 min.
Regie:
Charles Chaplin

Charlie ist ein Feuerwehrmann, der immer alles falsch macht. Eines Tages bittet ein Mann den Leiter der Feuerwehr, auf den Brand in seinem Haus nicht zu achten, weil er nämlich die Versicherung betrügen will. Leider hat er nicht daran gedacht, dass seine Tochter, die Freundin des Chefs der Feuerwehr, noch im Haus ist. Als dann auch noch das Nachbarhaus Feuer fängt, bringt der Hausbesitzer Charlie so recht in Trab, und der legt sich mächtig ins Zeug … (nach imdb)

Musikalische Begleitung des gesamten Programms: Als Sylvia Jürges und Frieder Egri bei der musikalischen Begleitung der italienischen „Pinocchio“-Verfilmung von 2012 zum ersten Mal zusammen arbeiteten, ergänzten sie Kompositionen durch Klavierimprovisationen. *
Dieses Konzept haben sie weiterentwickelt und verfeinert.
Sylvia Jürges ist Leiterin der Streichensembles „Saitenwind“ und „Wirbelwind“ sowie  Violinsolistin; Frieder Egri komponiert eigens Musik für einzelne Filme (z. B. „The Fireman“) und spielt den Klavierpart.
Perkussionisten setzen wieder ihre rhythmischen und lautmalerischen Akzente. Ein musikalisch-buntes Klangspektrum, passend zu Charlie Chaplins Späßen!


Sonntag 9. März 2014 – 20.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Festival-Abschluss
Cinesino beim Schönheitswettbewerb (OT: Kri Kri e checco al concorsa di bellezza)

Italien, 6 min.
Regie?
Kri Kri und Checco beschließen, sich als Frauen zu verkleiden und zu einem Schönheitswettbewerb zu gehen.

Der Fürst von Pappenheim

Deutschland 1927, 100 min
Regie: Richard Eichberg

Musikalische Begleitung: Frieder Egri und Ensemble: David Bem, Violine, Klarinette; Roman Rothen, Kontrabass; Alexander Schröder, Perkussion; Frieder Egri, Konzeption, Komposition und Klavier.

Die junge Prinzessin Antoinette hat sich in einen unbekannten Mann verliebt, und flieht vor ihrer geplanten Vermählung mit einem Prinzen nach Berlin. Hier arbeitet sie unerkannt als Mannequin für die Firma Pappenheim, deren erster Verkäufer Egon Fürst sich in das junge Mädchen verguckt. Antoinettes strenger Onkel soll die flüchtige Braut zurückholen, doch nimmt er ein anderes Mannequin mit auf sein Schloß in Baden-Baden. Dort findet sich auch die gesamte Firma Pappenheim inklusive der echten Prinzessin für eine Modenschau ein, was für weitere Aufregungen und Verwechslungen sorgt.
Männer sind Frauen und Frauen sind Männer in dieser spritzigen und sorglos-hedonistischen Konfektionskomödie des Berliner Produzenten und Regisseurs Richard Eichberg, einem der führenden Experten des populären Weimarer Kinos. In der Hauptrolle agiert Curt Bois als Egon Fürst, einem Verkäufer in Berlins exklusivem Modehaus Pappenheim.

 

Der Fürst von Pappenheim