Mittwoch, 8. 3. 2017 – 19.30 Uhr
Eröffnung / Stephanssaal, Ständehausstraße 4

Sonnenaufgang (OT: Sunrise)

USA 1926/27,   97 min.

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, nach der Kurzgeschichte “Die Reise nach Tilsit” von Hermann Sudermann
Musikalische Begleitung: Capella Obscura
Unter der Leitung von: Cornelia Brugger
Klavier: Matthias Vogt.

Murnaus erster in Hollywood entstandener Film erzählt eine denkbar einfache Geschichte: eine Frau aus der Stadt – die Verführerin – hat sich in ihren Ferien bei einfachen Leuten auf dem Land einquartiert. Sie erprobt ihre Künste erfolgreich bei dem Mann und stiftet ihn an, seine Frau bei passender Gelegenheit zu ermorden. Diese Gelegenheit soll ein Ausflug in die Stadt schaffen, und bei der Rückkehr soll die Frau bei der Überquerung eines Sees aus dem Boot gestürzt werden. “Sunrise” bekam drei Oscars, die ersten der Filmgeschichte überhaupt

 


Donnerstag, 9. 3. 2017 – 19.00 Uhr
Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10

Buchpräsentation „Film Bild Kunst“

2016 erschien als Band 35 der „Zürcher Filmstudien“ das Buch Film Bild Kunst. Visuelle Ästhetik des vorklassischen Stummfilms. Die Herausgeber Jörg Schweinitz und Daniel Wiegand vom Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich stellen das Buch vor und präsentieren drei repräsentative Filme aus den Jahren 1909 bis 1918.

Die Kurzfilme „Le Printemps“ (Der Frühling) (Louis Feuillade, F 1909) und „Porcelaines tendres“ (Die lebenden Porzellanbilder)* (Emil Cohl, F 1909) spielen mit Motiven und Inszenierungsweisen von Tableaux vivants, wie sie als kunstvolle Inszenierungen auf Varietébühnen populär waren und sich ihrerseits an Bildkultur und Phantasmagorien des 19. Jahrhunderts anlehnten. Auf unterschiedliche Weise spielen sie mit Stilllegungen und ephemerer bis tänzerischer Bewegtheit. Und der deutsche Spielfilm „Die Liebe der Maria Bonde“ (Emerich Hanus, D 1917/18), der von Liebe, Eifersucht und Tod handelt, zeigt eine kunstvoll ausgearbeitete Bildästhetik, oszillierend zwischen Fläche und Tiefe, Ornamentalem und Malerischem, auf dem Höhepunkt.

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier)

* Verleihtitel 1910 lt. GECD

 


Donnerstag, 9. 3. 2017 – 21.00 Uhr
Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10

Der Gang in die Nacht

Deutschland 1920, 98 min.
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau

Musikalische Begleitung: Eunice Martins (Klavier)

Der Titel erscheint nur auf den ersten Blick rätselhaft: gemeint ist die Erblindung eines Malers (!) – eines Künstlers also, der wie kein anderer auf seinen Sehsinn angewiesen ist. Eingebettet ist diese Handlung in ein psychologisches Melodram um vier Personen, in ein “Spiel von Leidenschaften” (Willy Haas). Ein Arzt verlässt seine Verlobte, um mit einer Tänzerin in ein einsames Dorf an der Küste zu ziehen. Landschaft und Wetter erhalten eine wichtige dramaturgische Funktion. In dem Dorf am Meer hält sich auch der Maler auf, dem der Arzt sein Augenlicht vorübergehend wiedergeben kann. Kaum sehend geworden, verliebt sich der Maler in die Tänzerin, die sich prompt von dem Arzt abwendet. Eine tragische Wendung bahnt sich an …
Jutta Brückner schreibt: Dass „Der Gang in die Nacht“ ansehbarer ist, als die Nacherzählung vermuten lässt, liegt daran, dass diese Geschichte nicht in überladenen Studiodekorationen stattfindet, sondern in Räumen, die ruhig und klar gegliedert sind und in poetisch fotografierten Landschaften. Die oft gepriesene technische Meisterschaft deutscher Photo- und Kameraarbeit führt die emotional aufgeladenen, mit tiefsitzenden Ängsten und Gefühlen verknüpften Themen aus den erstickenden Räumen, in denen sie entstanden sind, in die Weite einer Natur, in deren Elementen sich die Konflikte spiegeln können. Die Landschaft wird zur Seelenlandschaft, am deutlichsten in der zentralen Szene des Unwetters.”

 


Freitag, 10. 3. 2017 – 19.30 Uhr
Studio 3, Kino der Kinemathek Karlsruhe

Der brennende Acker

D 1921/22, 99 min.

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau

Musikalische Begleitung: Eunice Martins (Klavier)

Johannes, der ehrgeizige Sohn eines Landwirts, verlässt nach dem Tod des Vaters den Hof und damit auch Maria, die als Magd auf dem Hof arbeitet. Er wird Sekretär eines Grafen. Zufällig entdeckt Johannes das Geheimnis eines unfruchtbaren Ackers, unter dem sich nämlich eine Petroleumquelle befindet. Nur um in den Besitz des Ackers zu kommen, heiratet er nach dem Tod des Grafen dessen Witwe Helga. Johannes wird Manager einer Ölfirma. Als Helga entdeckt, dass er sie lediglich aus Geldgier geheiratet hat, kommt es zur Katastrophe; Helga begeht Selbstmord. Johannes geht zurück auf den Hof, der von seinem Bruder geführt wird und wo Maria immer noch als Magd arbeitet.
Viele Motive der späteren Filme Murnaus wie z. B. der Gegensatz zwischen Stadt und Land finden sich schon in diesem Film, der durchaus als Geschichte eines gescheiterten sozialen Aufstiegs gesehen werden kann.


Freitag, 10. 3. 2017 – 21.30 Uhr
Studio 3, Kino der Kinemathek Karlsruhe

Programm im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“
Der Golem, wie er in die Welt kam

D 1920, 84 min.

Regie: Paul Wegener

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier)

Poster
zeitgenössisches Plakat

Das Prager Ghetto im 16. Jahrhundert. Als Rabbi Löw in den Sternen liest, dass der jüdischen Gemeinschaft Unheil droht, schafft er nach einer alten Legende eine mächtige Lehmfigur, den Golem, und haucht ihr mit magischen Kräften Leben ein. Der Golem rettet das Leben des Kaisers, und dieser widerruft seinen Befehl, die Juden aus der Stadt zu weisen. Dann jedoch benutzt Löws Schüler den Golem, um einen Rivalen zu bekämpfen, – mit fatalen Folgen …
„Dieser zweite Golem-Film ist ein Markstein in der Geschichte der Lichtspielkunst. Und zwar deswegen, weil er neue Beziehungen zur modernen Kunst anknüpft … zu einer phantastischen Architektur einer symbolerfüllten Plastik. Hans Poelzig, der Schöpfer des Großen Schauspielhauses, hat die legendäre, von Mystik durchflossene Welt erbaut, in der der jüdische Zauberer und Kabbalist Bezalel Löw dem tönernen Koloß Leben einhaucht, ..” Eugen Tannenbaum, BZ am Mittag, 30. Oktober 1920


Samstag, 11. März 2017, 15.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Das fidele Gefängnis

Deutschland 1917, 57 min.
Regie: Ernst Lubitsch
Musikalische Begleitung: Reinhold Keil (Klavier)

Es soll erst gar nicht der Versuch unternommen werden, den Inhalt dieses handlungs- und verwechslungsreichen Films wiederzugeben, der auf der sehr bekannten Operette „Die Fledermaus“ beruht. Harry Liedtke spielt ähnlich wie in der „Austernprinzessin“ oder eben in „Die Finanzen des Großherzogs“ einen Adligen, der zwar nicht ruiniert ist, aber wegen Ruhestörung ins Gefängnis soll – weil er zu tief ins Glas geschaut hat. Kann man aus einer Operette einen Film machen? Lubitsch kann es!

Das Mädchen ohne Vaterland

Deutschland 1912, 32 min.
Regie: Urban Gad
Musikalische Begleitung: Reinhold Keil

Der Untertitel des Filmes lautet: „Eine Episode aus dem Balkankrieg“, und damit wird der Film zeitlich und geographisch genau festgelegt. Zidra, eine bildhübsche Zigeunerin, wird von einem Spion dazu benutzt, eine Grenzfestung auszuspionieren. Sie soll einen der Offiziere verführen, verliebt sich aber tatsächlich in ihn. Das kann nicht gut ausgehen …


Samstag, 11. März 2017, 19.00 Uhr
ZKM, Medientheater  – Filmkonzert

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens

Deutschland 1921/22, 96 min.
Regie: F. W. Murnau
Musikalische Begleitung: Ensemble Déjà Vu geleitet von Friedrich Egri (Klavier)

Den Titel „Nosferatu“ bekam dieser Klassiker des Vampir-Films nur, weil die vorher und nachher nie mehr in Erscheinung getretene Produktionsfirma Prana-Film sich die Bezahlung der Filmrechte an dem Stoff sparen wollte. Das führte zu einem Prozess, den die Prana-Film prompt verlor, und eigentlich hätten alle Kopien des Films vernichtet werden müssen. Nicht auszudenken, wenn das wirklich geschehen wäre.
So können wir einen der großen Klassiker der Filmgeschichte sehen, der auf Bram Stokers Roman „Dracula“ beruht. Die Pariser Surrealisten liebten „Nosferatu“; der Zwischentitel „Kaum hatte Hutter die Brücke überschritten, da ergriffen ihn die unheimlichen Gesichte, von denen er mir oft erzählt hat.“ faszinierte sie besonders – die Brücke als Übergang von der Welt des Realen, der Erfahrung, in die Welt des Fantastischen.


Samstag 11. März 2017 – 22.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Marizza genannt die Schmugglermadonna

Deutschland 1920/21, – Fragment  13 min.-
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Musikalische Begleitung: Karlsruher Improvisationsensemble (Nofer – Nieder – Vogt)

Lange Zeit war das einzige überlieferte Fragment dieses Filmes nicht zugänglich, bis es endlich vor einigen Jahren von seinem Besitzer an die Cineteca Nazionale in Rom übergeben wurde und restauriert werden konnte.
Marizza hat, vergleichbar der Rolle Asta Nielsens in Das Mädchen ohne Vaterland, die Aufgabe, Grenzsoldaten die Köpfe zu verdrehen. Und so ist in der Kritik der Lichtbildbühne von 21. 1. 1922 zu lesen: „ Die rassige Tzwetta Tzatschewa verkörperte die Hauptrolle, wirksam unterstützt von Twardowski, Haskel und der Sandrock. Besonders erfreulich die ausgezeichnete Photographie Karl Freunds“.

 


Die Finanzen der Großherzogs

Deutschland 1923/24, 80 min.
Regie: F. W. Murnau
Musikalische Begleitung: Karlsruher Improvisationsensemble (Nofer – Nieder – Vogt)

Die einzige Komödie Murnaus baut auf einigen typischen Mustern des Genres auf: Harry Liedtke spielt einen ruinierten Adligen (eine seiner Lieblingsrollen, vgl. seine Rollen in den beiden Lubitsch-Filmen Das fidele Gefängnis und in Die Austernprinzessin), der sein Phantasieherzogtum retten will; eine russische Großfürstin, die sich in ein Foto des Herzogs verliebt hat, fällt sozusagen vom Himmel, eine ausbrechende Revolution wird hauptsächlich von der Köchin niedergeschlagen. Man sollte aber auch die aktuellen Bezüge der Entstehungszeit des Films beachten: gerade mal vierJahre nach der Oktoberrevolution eilt die zaristische russische Marine (!) der Großfürstin und dem Herzog zu Hilfe, um den Revolutionären, bei denen es sich um korrupte Strauchdiebe handelt, ihr Handwerk zu legen. Es ist eine Komödie, und deswegen gibt es ein Happy End.

Foto Die Finanzen des Großherzogs

Die Finanzen des Großherzogs,
Postkarte © Sammlung Josef Jünger


Sonntag, 12.03. 2017 – 12.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Der verlorene Schatten

Deutschland 1920/21, 75 min.,
Regie: Rochus Gliese
Musikalische Begleitung: Andreas Benz (Klavier)
Ein sehr (schauer-)romantischer Stoff: Der junge Musiker Sebaldus liebt die schöne Barbara, die bei Gräfin Durande auf deren Schloss aufgewachsen ist. Doch er ist zu schüchtern, ihr seine Liebe zu gestehen, obwohl sie voller Sehnsucht darauf wartet. Da tritt eines Tages ein dämonischer Schattenspieler auf dem Schlossfest auf und schenkt dem Unglücklichen eine Zaubergeige, mit der er die Liebe seiner Angebeteten gewinnen kann. Als Preis dafür verlangt er Sebaldus‘ Schatten. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf!
Ein ganzes Netz von Bezügen: Rochus Gliese hat das Dekor von Sunrise gebaut und die Kostüme für den Golem-Film entworfen; Karl Freund war der Kameramann Murnaus in vielen Filmen; Greta Schröder, eine der Darstellerinnen in Nosferatu, spielt auch hier mit neben Paul Wegener und Lyda Salmonova, die z. B. auch in dem inhaltlich sehr verwandten „Der Student von Prag“ spielten und natürlich in „Der Golem, wie er in die Welt kam“


Sonntag, 12.3.2017, 15.00 Uhr
Filmkonzert

Kinderprogramm  Märchen und Zaubereien“ – Kurzfilmprogramm

Die Filme: Ballett der Sylphiden, Tulpen, Magische Rosen, Aschenputtel, Regie: Albert Capellani (16 min.), Die Strafe des Schmetterlingsfängers, Die Ostereier, Reise zum Jupiter, Dornröschen, Regie: Albert Capellani (14 min.)
Musikalische Begleitung: Kinderensembles des Badischen Konservatoriums unter Leitung von Sylvia Jürges; Frieder Egri, Konstanze Ihle.

Kurzfilme sind seit einiger Zeit wieder sehr beliebt; bei älteren wie bei jüngeren Zuschauern. Deswegen haben wir ein Programm zusammengestellt, das fantasievolle Filme verschiedenster Art präsentiert. Diese Filme sind oft prächtig koloriert, denn bekanntlich waren Stummfilme weder stumm, noch nur schwarz/weiß. Es gab verschiedene Methoden der Kolorierung, und in den ausgewählten Filmen finden sich praktisch alle.
Das Programm beginnt mit einem kurzen Ballettfilm, bietet dann u. a. magische Blumen, eine fantastische Reise zum Jupiter (ein Traum!) und schließlich zwei sehr lebendig inszenierte Märchenfilme von Albert Capellani mit vielen gut gemachten Tanz- und Massenszenen.


Sonntag 12. März 2017 – 17.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Weiße Fäden des Wasserfalls (OT:TAKI NO SHIRAITO)

Japan 1933, 98 min.
Regie: Kenji Mizoguchi

Filmerzähler (Benji): KATAOKA Ichirō
Musikalische Begleitung: EMURA, Reiko (Klavier), MINAMI, Shinichi (Schlagzeug & Perkussion)

„Weiße Fäden des Wasserfalls“ ist ein Meisterwerk des japanischen Filmemachers Kenji Mizoguchi (1898–1956). In beeindruckenden Bildern erzählt der Stummfilm die dramatische Geschichte einer ungewöhnlichen Künstlerin in einer fahrenden Jahrmarktstruppe, die sich in einen jungen Kutscher verliebt. Um ihm das Jura-Studium zu ermöglichen, leiht sie sich Geld. Als sie von ihrem Gläubiger immer heftiger bedrängt wird, sieht sie nur noch im Mord einen Ausweg. In der Verhandlung stellt sich heraus, dass der Richter eben jener junge Mann ist, für dessen Ausbildung sie das Geld geliehen hat. (Filmhaus Saarbrücken)


Sonntag 12. März 2017 – 20.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Festivalabschluss
Vierhundert teuflische Streiche (OT: Les quat‘ cents farces du diable)

Frankreich 1906, 17 min.
Regie: Georges Meliès
Musikalische Begleitung: Ochestre Barbenfouillis (Hartmann, Emura, Hettlage)

Eine Satire auf den Faust-Stoff: Ein abenteuerlustiger Ingenieur, der Geschwindigkeitsrekorde liebt, lässt sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein, nicht ahnend, welche Konsequenzen ihn erwarten.

Faust

Deutschland 1925, 107 min.
Regie: F. W. Murnau
Musikalische Begleitung: EMURA, Reiko (Klavier); MUKAI, Yuki (Violine)

Basierend auf Motiven des Goethe-Klassikers hatte der Literat und Autor Hans Kyser das Drehbuch für den Film geschrieben, das sich zwar vom Drama Goethes lösen wollte, dies aber nicht vollständig erreichte. Der Film erzählt die Geschichte des Gelehrten Faust, der von Mephisto in Versuchung geführt wird. Mephisto hatte nämlich in einem Streit mit dem Erzengel Gabriel behauptet, er könne jeden Menschen vom Weg Gottes abbringen. …
Bei der Kritik war der Film umstritten, beim Publikum ein Erfolg. Willy Haas fand einige versöhnliche Worte: „ … Sicherlich: dieser „Faust“ ist nicht Murnaus bestes Stück. Aber es ist das unantastbare Vorrecht so bedeutender produktiver Regisseurköpfe, auch einmal ein wenig zu irren. Auch wo er irrt, bleibt er einer der bedeutendsten Filmmenschen der Gegenwart.“