Dienstag, 07.02.2023

Festival-Eröffnung / Filmkonzert 1, 19.30 Uhr

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Das Neue Babylon (OT: Novy Vavylon)

Russland 1929, Regie: Grigori Kosinzew/Leonid Trauberg, 93 min.

Musikalische Begleitung: Kammerorchester des KIT unter Leitung von François Salignat; Das Orchester spielt die Originalkomposition von Dmitri Schostakowitsch.

1871: In Paris wird noch in den Varietés hemmungslos gefeiert, während bereits die preussischen Truppen heranstürmen. Im Kaufhaus „Neues Babylon“ arbeitet die Verkäuferin Louise, die den Nachstellungen ihres Chefs ausgesetzt. Sie sympathisiert mit der Kommune. Im Laufe der Kämpfe lernt sie einen jungen Soldaten kennen, in den sie sich verliebt, obwohl er auf der Seite des Feindes steht. Louise wird verhaftet und zum Tode verurteilt; der junge Soldat soll ihr Grab schaufeln. Die Kommune scheitert, aber sie ist eine Vorahnung kommender Revolutionen.

„Das Neue Babylon“ von G. Kosinzew und L. Trauberg

Das Kammerorchester des Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
bei einer Probe zu „Das Neue Babylon“

© Foto: Josef Jünger

 


 

Mittwoch 08.02.2023, 16.00 Uhr

Kino der Kinemathek, Passagehof

Das Spreewaldmädel

Regie: Hans Steinhoff,

Deutschland 1928, 81 min.

Musikalische Begleitung: Stephen Horne (Klavier)

Der Spreewald war und ist ein beliebtes Dekor für Filme jeden Genres. Asta Nielsen spielte schon 1911 die Hauptrolle in  „Der Fremde Vogel“, einer tragischen Liebesgeschichte. Davon ist „Das Spreewaldmädel“ weit entfernt. Soldaten sind für ein Manöver in das Dorf im Spreewald gekommen, und es bahnt sich die für eine Komödie typische Liebesgeschichte an: eine Haushälterin (Claire Rommer) verliebt sich unstandesgemäß in einen Offizier, während doch der Gutsverwalter sie zur Frau haben will. Happy-End garantiert. Ein Genre-Film, ein gelungenes Beispiel für populäres Kino der Zwanziger Jahre.

Claire Rommer
© Foto: Sammlung Josef Jünger


Mittwoch 08.02.2023, 19.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Passagehof

Der Kampf der Tertia

Regie: Max Mack

Deutschland 1929, 101 min.

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier).

Das gleichnamige Buch von Wilhelm Speyer war eine beliebte Jugendlektürein den 20er Jahren. Die Handlung spielt in  einem Reform-Internat, wo eine liberale Pädagogik praktiziert wird und neben vielen Jungen auch ein von allem umschwärmtes Mädchen zusammen in einer Klasse sind. Der Film hat die Handlung auf eine der nordfriesischen Inseln verlegt – und Max Mack sind einzigartige Bilder gelungen, die den ganzen Film in eine stimmungsvolle Atmosphäre tauchen. Die Schüler des Internats führen einen erfolgreichen Kampf gegen einen Kürschner der benachbarten Kleinstadt, der alle Katzen töten will, um in den Besitz der Felle zu kommen.

 


Mittwoch 08.02.2023, 21.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Kaiser-Passage

Berlin – Sinfonie der Großstadt

Deutschland 1927, ca. 87 min

Regie: Walther Ruttmann,

Im Berlin-Film schlechthin wird die Stadt zur Kino-Landschaft. Wir sehen, wie an einem frühen Morgen ein Zug in die Stadt hineinfährt, in das Herz der Stadt sozusagen und wie das Leben in der Stadt erwacht. Der Film folgt dem Tagesablauf vom Tagesanbruch zur Hektik des Arbeitstages und zum Vergnügen der Nacht. Stadt ist Bewegung, ist selbst Film und der stark rhythmisierte Film eignet sich hervorragend zur Begleitung mit einer elektronischen Musik.

„Berlin – Sinfonie der Großstadt“
Foto: © Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin


Donnerstag 09.02.2023, 18.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage

Kindergesichter (OT: Visages d’Enfants)

Regie: Jacques Feyder, 1925, 117  min.

Musikalische Begleitung: Richard Siedhoff (Klavier)

In einem kleinen Dorf in den Alpen verliert ein Bauer seine  junge Frau. Zwei Kinder haben ihre Mutter verloren. Als ihr Vater sich wiederverheiratet, muss die Frau um die Anerkennung der Kinder kämpfen. Während das junge Mädchen den Verlust der Mutter bald überwinden kann, gelingt es dem älteren Sohn nicht, seine geliebte Mutter zu vergessen. Die Alpenlandschaft galt bzw. gilt als erhabene Landschaft, die nur die Kulisse für heroische und tragische Ereignisse bilden kann. Das gilt auch für diesen Film Feyders, der auf einen einzigartigen dramatischen Höhepunkt erreichen wird.

„Visages d’Enfants“ von Jacques Feyder


 

Do, 09.02. 2023, 21.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage

Weit im Osten (OT: Way Down East)

Regie: David W. Griffith, 1920, 146  min.

Musikalische Begleitung: Stephen Horne (Klavier) und Frank Bockius (Percussion)

Ein klassisches Melodram um eine “verfolgte Unschuld”, hier dargestellt von einem der großen Stars der frühen Stummfilmzeit: Lilian Gish. Sie spielt ein junges Dienstmädchen, das überall, wo sie eine Arbeitsstelle findet, mehr oder weniger schnell das Ziel männlicher Begehrlichkeiten wird. Schließlich weiß sie sich nicht mehr zu helfen, flieht von der Farm, wo arbeitete, und versucht einen zugefrorenen Fluss zu überqueren. Eine der großen klassischen Szenen der Filmgeschichte bahnt sich an, eine „Rettung in letzter Sekunde“.

Lilian Gish in „Way Down East“ von David W. Griffith
Kolorierung des sw-Fotos: JJ


Freitag 10.02.2023, 16.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Kaiser-Passage

Die Carmen von St. Pauli

Regie: Erich Waschneck, 1928, 95 min.

Musikalische Begleitung: Leo Perrigo (Klavier)

Carmen (Jenny Jugo) ist hier die Tänzerin einer schummrigen Hafenkneipe mit Verbindungen zu einer Schmugglerbande; der Geliebte, der ihr in einer Amour-fou-Geschichte verfällt, ein eigentlich pflichtbewusster Steuermann (Willy Fritsch). Durch die Tänzerin gerät er  auf die schiefe Bahn. Ganz im Gegenteil zur Novelle Merimées und zur Oper Bizets gelingt es dem Film, der sehr sehenswert mit viel Lokalkolorit ausgestattet ist, der bekannten Geschichte ein Happy End zu bescheren!

„Die Carmen von St. Pauli“ von Erich Waschneck
© Foto: Sammlung Josef Jünger


Freitag, 10. 02. 2023, 19.00 Uhr

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Filmkonzert 2

Kurzfilmprogramm:   „Le Bellezze d‘Italia“ & „Paris qui dort“

Gesamtdauer: ca. 100 min.

„Ascensione al Cervino“: Regie: Mario Piacenza
„Attraverso la Sicilia“ und „Le Bellezze d‘Italia – Trittico di visioni pittoresche“: Regie: Piero Marelli
„Durch das Albtal nach Sankt Blasien“: Produktion: Weltkinematograph;
„Paris qui dort“: Regie:  René Clair.

Musikalische Begleitung: Schüler des Liceo Cavour, Turin; Kompositionen von Studierenden des Conservatorio Verdi, Turin; unter Leitung von Giacomo Pomati; Ludovico Bellucci (Kavier, bei “Paris qui dort”).

Das Kurzfilmprogramm umfasst drei italienische Kurzfilme: “Besteigung des Matterhorns” (1912), “Durch Sizilien” und “Die Schönheiten Italiens – Triptychon pittoresker Bilder” (1910er) sowie einen deutschen Kurzfilm “Durch das Albtal nach Sankt Blasien” (1911)  Insbesondere das “Triptychon” ist ein Schlüsselfilm zum Verständnis von “Landschaft im Film”. “Paris qui dort” (1925) schildert eine Stadt-Landschaft, die durch das Experiment eines Wissenschaftlers menschenleer geworden ist. Diese schlafen unter dem Einfluss geheimnisvoller Strahlen.

„Le Bellezze d‘Italia – Trittico di visioni pittoresche“
© Foto: Museo Nazionale del Cinema, Turin

„Paris qui dort“ von René Clair


Freitag, 10. 02. 2023, 21.30 Uhr

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Das Paradies der Damen (OT: Au Bonheur des Dames)

Regie: Julien Duvivier, 1929, 89 min.

Musikalische Begleitung: Richard Siedhoff (Klavier) und Mykyta Sierov (Oboe).

Nach dem Roman von Emile Zola. Die junge Waise Denise (Dita Parlo) reist aus der Provinz nach Paris, um im kleinen Stoffladen ihres Onkels zu arbeiten. Doch dem fehlen die Kunden, seit gegenüber ein riesiges Kaufhaus mit Dumpingpreisen lockt. Während Denise eine Anstellung als Modell im „Paradies der Damen“ ergattert und sich in den Besitzer verliebt, gehen die Einzelhändler des Viertels einer nach dem anderen bankrott…Das Großkaufhaus als städtischer Mikrokosmos.

„Au Bonheur des Dames“ von Julien Duvivier


Samstag 11.2.2023/ Saturday, February, 11th, 12.00 Uhr / 12.00 am

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Finis Terrae

Regie: Jean Epstein, 1929,  82 min.

Musikalische Begleitung: Sabine Zimmer (Klavier).

Am Ende der Welt, so die deutsche Bedeutung des Titels, spielt dieser Film. Gemeint ist damit die äußerste Atlantikküste der Bretagne. Auf einer kleinen, nur im Sommer bewohnten Insel, sammeln vier Fischer Tang. Sie sind die einzigen Bewohner, und als es zu einem banalen Streit kommt, hat das schnell dramatische Folgen. Als die Bewohner der Nachbarinnsel nur noch den Rauch von drei Kaminen sehen, wissen sie, dass ein Unheil geschehen ist.

„Finis Terrae“ von Jean Epstein


Samstag, 11. 02. 2023, 15.00 Uhr

Kino der Kinemathek Karlsruhe, Kaiser-Passage

Heimweh nach der Gosse (OT: Gribiche)

Regie: Jacques Feyder, 1925,  112min.

Musikalische Begleitung: Günter Buchwald (Klavier).

Der Arbeiterjunge Gribiche findet in einem Kaufhaus eine Handtasche voller Geld und gibt sie an ihre Besitzerin, eine reiche Amerikanerin, zurück. Madame Maranet ist so begeistert von dem Jungen, dass sie ihn adoptieren will. Seine Mutter gibt ihn schweren Herzens frei, denn für sie ist der Unterhalt des Jungen eine schwere Last, seitdem ihr Mann im Krieg gefallen ist. Nun aber bekommt Gribiche einen fest durchgeplanten Tagesablauf verschrieben, was ihm sehr widerstrebt. Bald revoltiert er gegen dieses gnadenlose Regime und flüchtet zurück zu seiner Mutter. Diese hat inzwischen ihren Verehrer geheiratet, aber dieser akzeptiert  Gribiche. Die Stadtlandschaft Paris prägt viele Szenen des fast märchenhaften Films.

 


Samstag, 11. 02. 2023, 19.00 Uhr

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Filmkonzert 3

Der Letzte der Mohikaner (OT: The Last of the Mohicans )

Regie: Clarence Brown, Maurice Tourneur, 1920, 73 min.

Musikalische Begleitung: Capella Obscura unter Leitung von by Cornelia Brugger

Aus Frankreich stammend, drehte M. Tourneur in den USA die Verfilmung des berühmten Romans von James Fenimore Cooper. Die Handlung ist zur Zeit des Krieges zwischen Frankreich und Großbritannien im 18. Jahrhundert. Auf beiden Seiten stehen auch verschiedene Indianerstämme, die damit in den Konflikt hineingezogen werden. Tourneur findet für die Kämpfe, bei denen es oft auf Leben und Tod geht, poetische Bilder und eben auch Landschaftsbilder, die eine hohe dramaturgische Funktion erhalten.


Samstag, 11. 02. 2023,  21.00 Uhr Festival-Abschluss

Stephan-Saal

Erde (OT: Zemlja)

R: Oleksandre Dowshenko, 1930, 76 min.

Musikalische Begleitung: Trio Transfomer Lui Hui Chun Lin (Violoncello), Sabine Zimmer (Klavier) und Klaus Roth (Vocals, Percussion)

Zwei Jahre vor der Hungerkatastrophe in der Ukraine entstanden, die mittlerweile als „Holodomor“ bekannt ist, handelt der Film letztlich von der Ursache der Hungersnot: der von Moskau angeordneten Zwangskollektivierung. In einem Dorf in den Weiten der ukrainischen Landschaft spielend, konfrontiert der Film Dovshenkos Befürworter und  Gegner der Zwangskollektivierung. Der  Anlass der ausbrechenden Konflikte ist die Ankunft des ersten Traktors im Dorf. Dovshenkos Stil ist einzigartig in der Filmgeschichte. Er arbeitet mit filmischen Metaphern, er findet die kongenialen Kameraeinstellungen zur Darstellung der ukrainischen Landschaft, für deren überwältigende Weite.

„Erde“ (OT: Zemlja) von Oleksandre Dowshenko
Kolorierung des sw-Fotos: JJ


Sonntag 12.02.2023, 15.00 Uhr

Stephan-Saal, Ständehausstraße 4

Kurzfilmprogramm: Scherenschnittfilme von Lotte Reiniger

Musikalische Begleitung: Sai Lento: Reiko Emura (Klavier) und Shinichi Minami (Schlagzeug und Percussion)

Workshop für Kinder: Susanna Krauthauser.

Außer dem sehr schön kolorierten Film “Aschenputtel” von 1922 zeigen wir “Der scheintote Chinese”, “Dr. Dolittle und seine Tiere: Die Reise nach Afrika”, “Harlekin” u. a. Eine faszinierende Zusammenstellung von Filmen nach Märchen, Fabeln und Zaubereien.

„Aschenputtel“ (1922)