Donnerstag, 14. März 2013 – 19.00 Uhr
Lichthof der HfG

Eröffnung
Metropolis

Deutschland 1926/2010,  148 min.

Regie: Fritz Lang

„Metropolis – die Stadt der Zukunft. Fritz Langs monumentaler Science-Fiction-Film verbindet visuelle Kraft mit einer Liebesgeschichte um die Versöhnung von Arbeit und Kapital: Hoch über der Stadt herrscht Joh Fredersen, während unter der Erde die Arbeiter schuften. Fredersens Sohn Freder verliebt sich in die Arbeiterführerin Maria. Gleichzeitig erschafft Rotwang, der Erfinder, einen stählernen Roboter, dem er auf Fredersens Anweisung das Aussehen Marias gibt. Die falsche Maria wiegelt die Arbeiter auf, die ihre Maschinen verlassen und damit die Überflutung der Stadt auslösen. Erst durch Freders und Marias Einsatz kann Metropolis gerettet werden. Herr der Stadt und Arbeiter erkennen, dass „Hirn“ und „Hände“ zusammengehören.“ (filmportal.de)

Seit der Wiederentdeckung verloren geglaubter Teile im Jahr 2008 und der Aufführung der zum wiederholten Male restaurierten Kopie des Films zwei Jahre später im Rahmen der Berlinale ist so viel über diesen Film geschrieben worden, dass es schwierig ist, noch etwas Neues zu sagen.
Bemerkenswert trotzdem die individuelle Geschichte dieses Films von einem von Teilen der Kritik ob seiner Monumentalität einerseits, der dürftigen Handlung andererseits, kritisierten überlangen Film zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ich möchte hier den Blick lenken auf Teile der Wirkungsgeschichte. In den letzten Jahren haben die Theorien und Methoden der Wirkungsgeschichte in die Filmwissenschaft Einzug gehalten – wenn auch mit erheblicher Verspätung. Mir geht es darum, auf zumindest einen Film aufmerksam zu machen, der meiner Ansicht nach – vermutlich – für Fritz Lang eine große Rolle gespielt haben muss. Es handelt sich um „Germinal“ von Albert Capellani aus dem Jahr 1913. … Josef Jünger (vollständiger Text im gedruckten Programm)

 

Fotomontage zur Vorbereitung der Vorführung Foto: © Josef Jünger

Musikalische Begleitung:
Ensemble Sorpresa: Jochen Weidner, Klarinette; Felix Treiber, Violine; Pia Maisch, Violoncello; Olga Zheltikova, Klavier
Die Originalmusik zum Stummfilm „Metropolis“ von Gottfired Huppertz (1887-1937) bewegt sich stilistisch in der Tradition der Spätromantik, wobei vor allem eine gewisse Anlehnung an  Richard Wagners „Leitmotiv-Technik“ hervorsticht. Darüberhinaus finden sich in der ursprünglich für großes Sinfonieorchester (und zudem von Komponisten auch für Salonorchester bearbeiteten) Partitur Einflüsse des damaligen Jazz („Foxtrott“), des französischen Impressionismus und expressionistische Züge (Maschinenhalle).
Die Bearbeitung von Felix Treiber für Kammerensemble bleibt bis auf einige Ausnahmen der Harmonik und dem musikalischen Ablauf der Huppertzschen Partitur treu. Die Besetzung mit Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier bietet sowohl die Möglichkeit, die üppige Klanglichkeit und Emotionalität des Originals in komprimierter Form darzustellen wie auch die Entwicklung subtiler neuer Facetten. …  Felix Treiber (vollständiger Text im Programmheft)

 


Freitag, 15. März 2013 – 16.00 Uhr
ZKM, Medientheater

Die Pest in Florenz

Deutschland 1919, 101 min.

Regie: Otto Rippert
Drehbuch: Fritz Lang

Musikalische Begleitung: Ensemble Tintinambula: Peter Martin (Klavier); Sonja Schröder (Cello) und Jörg Burgstahler (Schlagwerk).

In der Umgangssprache des 21. Jahrhunderts lässt sich der Film wie folgt beschreiben: 1919 nannte man das einen „Sensationsfilm“: Eine Edelnutte wickelt die Reichen und Mächtigen einer Stadt um den Finger, stiftet den Sohn des mächtigsten Mannes zum Vatermord an, bis bald alles im Chaos endet, das hier den Namen „Pest“ trägt. Otto Rippert, dessen Name vor allem mit der Serie „Homunculus“ verbunden ist, gelang mit diesem Film ein großer Publikumserfolg. Fritz Lang hat sich beim Drehbuch offensichtlich von Boccaccios „Decamerone“ inspirieren lassen, auch wenn letzteres im 14. Jahrhundert spielt, „Die Pest in Florenz“ dagegen in der Zeit der Renaissance angesiedelt ist. Und die Hauptfigur ist eine der ersten „femmes fatales“, die sich bei Fritz Lang immer wieder finden werden. Josef Jünger

 

Hans Makart, „Die Pest in Florenz“ 1868

Die Iconographie des Gemäldes von Hans Makart „Die Pest in Florenz“ aus dem Jahr 1868, findet sich im Film immer wieder. Hans Makart war ein konventioneller Historienmaler des 19. Jahrhunderts.


Freitag, 15. März 2013 – 19.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna

Deutschland 1929, 109 min.

Regie: Hanns Schwarz

Musikalische Begleitung: Gabriel Thibaudeau (Klavier)

Nina Petrowna, jung und kapriziös, ist die Geliebte eines reichen Kosakenoberst, der ihr ein Leben im Luxus bietet. Da lernt sie in einem Nachtlokal den jungen Kornett Michael Andrejewitsch kennen – es ist Liebe auf den ersten Blick. Für ihn verlässt sie die Villa des Oberst und sagt ihm die ganze Wahrheit.
Von nun an lebt sie mit ihrem Geliebten in einer ärmlichen Wohnung. Als die Schulden sich häufen, beginnt Michael zu spielen. Eines Tages ertappt ihn der Oberst beim Falschspiel und verlangt von ihm dafür eine schriftliche Bestätigung. Nina, die den Geliebten retten will, verspricht dem Oberst, zu ihm zurückzukehren. Sie verlässt den Geliebten mit der Lüge, dass sie nun endlich wieder im Luxus leben wolle. Der Oberst findet sie am nächsten Tag in seiner Villa – sie hat sich das Leben genommen. (filmportal.de)
“ … Die Violetta* Petrowna spielt Brigitte Helm. Nunmehr, endlich einmal, vom Krampfen befreit. Wie ein schönes, belebtes Bild wirkt sie, facettiert schillernd in Kleidern, die zur Unterstreichung ihres Körpers geschaffen wurden.
Wann hat man sie schon einmal so lächeln sehen, echt, anmutig bewegt, ohne die Pseudohintergründe eines Vamp-Tums? Ach, der letzten Filme Qual war groß … Eine Wiedergewinnung ist es, die den Weg dieser Brigitte Helm zeigt, auf dem sie einer der stärksten Aktivposten des deutschen Films sein wird. …“ (Hans Feld, Film-Kurier, Nr. 90, 16. April 1929)  (vollständiger Text im Programmheft)
* Anmerkung: Violetta ist der Name der weiblichen Hauptrolle in „La Traviata“. JJ

„Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna“ von Hanns Schwarz

Freitag, 15. März 2013 – 22.00 Uhr
Festsaal des Studentenhauses

Kultfilm
Metropolis – Moroder-Fassung

Deutschland 1925/26 & 1984, 84 min.

Regie: Fritz Lang

Wir publizieren hier einen kurzen Ausschnitt aus der Kritik von Wolfram Schütte: “ …Der Popstar David Bowie war der vorletzte Bewunderer des monströsen kryptofaschistisch schillernden und filmtechnisch genialen Werks; der aus Tirol stammende, in den USA als Donna-Summer-Produzent, Disco-Sound-Erfinder, Filmmusiker (u. a. „Flashdance“) reich und bekannt gewordene Giorgio Moroder war der letzte Liebhaber. Er bekam den Zuschlag bei Erwerb der Rechte an „Metropolis“ von der bundeseigenen „Murnau“-Stiftung – um aus dem schwarzweißen Stummfilm (mit Klavierbegleitung) sein farbiges Disco-Musik-Spektakel zu montieren. Eine „Entkernung“ (wie das in der heutigen Architektur geläufig, aber im Film bisher einmalig ist) hat er da vorgenommen! Seine Version ist 84 Minuten lang, die Langsche war einmal 2 1/2 Stunden.  … Ein vierundachtzigminütiger Video-Clip auf der Kinoleinwand, mit Dolby-Stereo-Ton. Der englische Filmkritiker Thomas Elsaesser rühmte im „Monthly Film-Bulletin“ diesem newfashioned „Metropolis“ in einer brillanten Analyse nach: Moroders Film sei von „flammender Erotik, schamlosem Camp, fetischistisch und pervers“. Kaltes Feuer mit Disco-Sound. …“ WoS, Frankfurter Rundschau, 26. Februar 1985  (vollständiger Text im Programmheft)

Charakteristisches Beispiel der Kolorierung der Moroder-Fassung

Samstag, 16. März 2013, 15.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Das wandernde Bild

Deutschland 1920, 51 min.
Regie: Fritz Lang
Musikalische Begleitung: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble: Sabrina Hausmann (Violine); Marc Pogolski (Klavier)

Irmgard lebt mit dem Schriftsteller Georg Vanderheit zusammen, und als sie ein Kind von ihm erwartet, freut sie sich auf eine Heirat. Der überzeugte Ehegegner zeigt jedoch kein Verständnis, und aus Verzweiflung heiratet sie seinen Zwillingsbruder John. Doch nun wird der andere eifersüchtig, fühlt sich betrogen und geht als Einsiedler in die Berge.
Dabei schwört er, dass er erst dann seine Einsamkeit aufgeben wird, wenn eine Madonna talwärts durch den Schnee wandert.  ….  (filmportal.de)
„Wer der Première dieses Filmdramas in 5 Akten von Thea Harbou und Fritz Lang im Tauentzienpalast beiwohnte, konnte feststellen, daß wohl selten ein so großer Erfolg sich einstellte und doch so gemischte Gefühle geweckt wurden. Der Film behandelt nämlich einen Legendenstoff, hat aber auch einen Einschlag eines Detektivfilms, allerdings ohne Polizeibeamten, er bringt eingeflochtene Landschaften, Volkssitten und Gebräuche, eine Sprengung, Lawinenstürze, Verfolgungen über Felsen und Klippen, einen Absturz, kurz Sensationen aller Art: man möchte fast sagen, zu viel des Guten. (…)
F., Lichtbild-Bühne, Nr. 1, 1. 1. 1921


Samstag, 16. März 2013, 17.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Kämpfende Herzen (Die Vier um die Frau)

Deutschland 1920/21,  63 min.
Regie: Fritz Lang

Musikalische Begleitung: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble: Sabrina Hausmann (Violine); Marc Pogolski (Klavier)

Harry Yquem führt ein Doppelleben. Tagsüber arbeitet er als Makler, nachts besucht er finstere Spelunken, um von Dieben und Hehlern Schmuck für seine geliebte Frau Florence zu erstehen. Bei einem solchen Ausflug begegnet er einem Mann, dessen Foto er bereits im Besitz von Florence gesehen hat. Yquem packt die Eifersucht, und er lockt den Fremden in sein Haus. Dann überschlagen sich die Ereignisse.
(aus dem Programm „20 Jahre Zeughauskino“, Berlin)
„Kämpfende Herzen“ galt jahrzehntelang als verschollen, bis sich in Sao Paolo eine Export-Kopie fand. Der Film gilt als Schlüsselwerk im Schaffen Fritz Langs und zeigt den Regisseur auf dem Weg zu seinem Thriller „Dr. Mabuse“ – nur zwei Jahre aber fünf Filme später entstanden.
Aus einer zeitgenössischen Kritik:
„[E]s ist ein toller Wirbel von leidenschaftlichen Begegnungen, Versuchungen und Bedrohungen, geheimnisvollen Besuchen, Einbrüchen und Falschmünzereien, ein Durcheinander (…), dass einem schwindlig werden und auch eine anspruchsvolle Phantasie auf ihre Rechnung kommen kann.“ (Ludwig Brauner, Der Kinematograph, 13.2.1921).

„Kämpfende Herzen“ von Fritz Lang


Samstag 16. März 2013 – 20.00 Uhr
ZKM – Medientheater

Filmkonzert
Die Gezeichneten

Deutschland 1921, 105 min.
Regie: Carl Theodor Dreyer
Musikalische Begleitung: Komposition: Bernd Thewes; Durchführung: Ensemble TEMA – Besetzung: Flöte, Violoncello, Akkordeon und Klavier

Russland Anfang des 20. Jahrhunderts: Aufgrund antisemitischer Anfeindungen verlässt die junge Jüdin Hanne-Liebe Segal ihr Heimatdorf und reist zu ihrem Bruder Jakow nach St. Petersburg. Da er zum Christentum konvertiert ist, kann Jakow als Anwalt praktizieren. In der Stadt trifft Hanne-Liebe einen alten Freund wieder, den Studenten Sascha, der mit einer revolutionären Gruppe sympathisiert. Zu dieser gehört auch der Demagoge Rylowitsch, der als Wandermönch antisemitische Hetze betreibt. In Hanne-Liebes Heimatdorf löst Rylowitsch einen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung aus. Als Hanne-Liebe und Jakow zu ihrer sterbenden Mutter heimkehren, geraten sie in die gewaltsamen Ausschreitungen. Jakow wird von Rylowitsch erschossen, Hanne-Liebe wird in letzter Sekunde von Sascha gerettet.

 


Samstag 16. März 2013 – 22.00 Uhr
ZKM – Medientheater

100 Jahre …
Fantômas

Frankreich 1913, Dauer je Episode: ca. 54 min.
Regie: Louis Feuillade
Musikalische Begleitung: Gabriel Thibaudeau (Klavier)

Wir zeigten die erste und die zweite Episode dieser Serie, die in ihrer Konsistenz und Spannungssteigerung zu den großen französischen Vorkriegsfilmen gehört. Die darauf folgende Serie „Les Vampires“ kann zwar mit Musidora in der Rolle als Irma Vep einen Star mit einzigartiger Ausstrahlung aufweisen, litt aber genau besehen sehr unter kriegsbedingten Umständen (Drehunterbrechungen; Wehrverpflichtung männlicher Darsteller usw.)
Kurz zum Inhalt: 1. Episode „A l’ombre de la guillotine“ (Im Schatten der Guillotine) Fantômas ist ein übermächtiger Verbrecher, der einer Prinzessin den Schmuck raubt. Inspektor Juve jagt ihn mit Hilfe des Journalisten Fandor; bekommt ihn zu fassen, aber Fantômas kann auf abenteuerliche Weise entkommen.

2. Episode: „Juve contre Fantômas“ (Juve gegen Fantômas). Fantômas ist verschwunden, Juve ist ratlos. Da kommt es zu einem spektakulären Raub in einem Zug. Juve kann sich wieder auf die Fährte von Fantômas machen und entdeckt schließlich sein Versteck.

Episode „Juve contre Fantômas“ (Juve gegen Fantômas)

 

Episode „Le Mort qui tue“ (Der tötende Tod)


Samstag, 16. März 2013 – 19.30 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Kulinarisches Kino
Robin Hood

USA 1922,  127 min.

Regie: Allan Dwan

Musikalische Begleitung: Frieder Egri (Klavier)

In England herrscht der weise und gerechte König Richard Löwenherz; einer seiner tapfersten Ritter ist der Earl of Huntingdon. Nur bei den Frauen ist er von erstaunlicher Schüchternheit. Das ändert sich, als er bei einem Turnier nicht nur alles aus dem Feld schlägt, was sich ihm in den Weg stellt, sondern auch der jungen und außerordentlich hübschen Lady Marian Fitzwalter begegnet. Der König hat jedoch einen Neider: seinen verschlagenen und gerissenen Bruder, dem auch die Gunst, in der der Earl beim König steht, nicht gefällt. Am liebsten würde er den Earl aus dem Weg räumen. Dazu bietet sich bald eine Chance: König Richard Löwenherz beschließt, einen Kreuzzug zu unternehmen, und er überlässt sein Königreich der Regentschaft seines Bruders. Der Earl zieht mit dem König los, nachdem er sich in einer äußerst romantischen Szene von Lady Fitzwalter verabschiedet hat.
In Frankreich erhält der Earl of Huntingdon Nachricht, dass der Bruder des Königs eine Schreckensherrschaft begonnen hat. Der Earl beschließt, nach England zurückzukehren; sein Plan wird jedoch entdeckt und vom Bruder des Königs gedungene Helfer spinnen eine Intrige gegen den Earl. Er wird verhaftet. Mit Mühe kann er sich befreien, und zurück in England, verbreitet sich bald die Kunde von einem edlen Räuber, der in Nottingham Forest sich versteckt halte. …
Das Publikum war begeistert, als der Film in die Kinos kam. Douglas Fairbanks in einer seiner Paraderollen, und man kann sich bestenfalls darüber streiten, ob er in „Die drei Musketiere“ noch besser war als in „Robin Hood“. Während er im ersten Teil als Earl of Huntington noch zurückhaltend spielt – oder spielen muss -, zeigt Fairbanks als Robin Hood alles was in ihm steckt: seine große athletische Eleganz bei den zahlreichen Stunts, die er alle selbst gespielt hat, seinen tiefen Humor … (frei nach Eileen Bowser für das MoMA, 1969)

Kulinarisches Kino 

Beim Kulinarischen Kino gibt es immer ein Menü, das in Zusammenhang mit dem gewählten Film steht. Zwar gab es beim ersten Kulinarischen Kino, für das wir „Nosferatu“ gewählt hatten, kein Blutwurst-Risotto wie ursprünglich angedacht, weil uns die Blutwurst beim Test doch nicht recht schmecken wollte, und auch 2013 mussten wir etwas mit der Tatsache kämpfen, dass im März die Jagdsaison eigentlich vorbei ist. Ein Wildschweinbraten konnte jedoch angeboten werden; und das Ochsenfleisch für die Suppe musste sicher nicht auf einer Jagd erbeutet werden …

 

 


Sonntag 17. März 2013 – 11.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Hilde Warren und der Tod

Deutschland 1917, 67 min.
Regie: Joe May
Drehbuch: Fritz Lang

Musikalische Begleitung: Gaël Mevel

„Bei einer Probe des Theaterstückes “Der Meister von Palmyra“ sagt die gefeierte, lebensfrohe Schauspielerin Hilde Warren zu ihrem Intendanten Wengraf, sie verstehe nicht, wie jemand den Tod herbeisehnen könne. Obwohl Wengraf sie liebt, heiratet Hilde den eleganten Hector Roger, der jedoch wenig später als Mörder verfolgt und bei der Verhaftung erschossen wird. Hilde, die mit Roger einen Sohn hatte, ist am Boden zerstört. Wengraf bietet ihr erneut eine Heirat an, allerdings unter der Bedingung, daß sie ihr Kind verläßt.
Doch trotz aller Widrigkeiten schlägt sie das Angebot aus und versucht, dem Kind des Mörders eine gute Mutter zu sein. Aber auch aus Egon wird ein Verbrecher, der seine Mutter im Stich läßt und erst zurückkehrt, als die Polizei ihn wegen Mordes sucht. Da erschießt die gebrochene Frau ihren eigenen Sohn. Im Gefängnis blickt Hilde Warren auf ihr durch fremde Hand verpfuschtes Leben zurück und sehnt den Tod herbei, auf das er sie erlöse.“ (filmportal.de)
Diese Inhaltsangabe stammt vermutlich aus der Entstehungszeit des Films. Gewöhnlich verraten wir unserem Publikum nicht so unverblümt, wie gut – oder wie schlecht – ein Film ausgeht. Hier geschieht es, damit die folgende These zur Interpretation besser verstanden werden kann.  Der Film ist eigentlich nur im Kontext des Ersten Weltkriegs voll zu verstehen. Das Publikum sollte an „unerbittliche“ Schicksale gewöhnt werden, wie z. B. in einer Kritik im Kinematographen vom 5. 9. 1917 zu lesen ist. Der Tod, der an der Front – die hier gar nicht vorkommt – grausame Ernte hielt, sollte dem Publikum als Erlöser, als „Befreier von irdischen Qualen“ (ebenfalls aus der Kritik) erscheinen. Da das im Film nicht offen ausgesprochen wird, handelt es sich  hier genau genommen um ein propagandistisches Melodram (!). Josef Jünger

Mia May und Georg John in „Hilde Warren und der Tod“
(Foto: © Sammlung Josef Jünger)


Sonntag 17. März 2013 – 15.00 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Kinderprogramm
Kalif Storch

Österreich 1924 
Regie:
Hans Berger & Ladislaus Tuszynski

Musikalische Begleitung:
Percussionsensemble drumLINEureut der Jugendmusikschule Neureut unter Leitung von Frank Thomé und das „Orchestra Juventa“ unter der Leitung von Cornelia Brugger.

Der Kalif und sein Großwesir spielen Schach, als ein fremder Händler vor dem Palast erscheint und seine Waren feilbietet. Außer Stoffen und Schmuck ist darunter auch ein geheimnisvolles Kästchen, dessen Inhalt ein Blatt mit rätselhafter Inschrift ist. Der Gelehrte Selim klärt sie auf: Sprechen sie den Zauberspruch „Mutabor“ aus, werden sie, je nach ihren Wünschen, in ein beliebiges Tier verwandelt. Den Kalifen und sein Großwesir packt beim Anblick von Störchen die Neugier. Sie lassen sich auf das gefährliche Spiel ein, nicht ahnend, dass sie, einmal verwandelt, den Zauberspruch bald vergessen werden. So müssen sie mit ansehen, wie der Händler, eigentlich ein Zauberer, den einfältigen Bettler Mizra als Kalifen einsetzt. Der falsche Kalif entpuppt sich bald als erbarmungsloser Herrscher. Die Prinzessin Lusa, die den falschen Kalifen zurückweist, wird in eine Eule verwandelt. Bald begegnen sich die beiden Störche und die Eule – und es beginnt das Anfang vom Ende des falschen Kalifen. JJ

Die Verfilmung lehnt sich relativ nahe an Wilhelm Hauffs Kunstmärchen an, dessen Quelle wiederum die „Erzählungen aus 1001 Nacht“ sind. Dabei ist den beiden Regisseuren ein atmosphärisch stimmiger und sehr sehenswerter Film gelungen.
Besonderes Interesse verdient der Film durch die animierten Szenen, in denen die beiden Verwandelten als Störche erscheinen. JJ


Sonntag 17. März 2013 – 17.30 Uhr
Festsaal im Studentenhaus
Festivalpartnerschaft Anères

Die Neuen Herren (OT: Les Nouveaux Messieurs) 

Frankreich 1929, 123 min.
Regie: Jacques Feyder

Musikalische Begleitung: KrausFrink Percussion

„Jacques Gaillac ist einfacher Elektriker an der Pariser Oper und himmelt die hübsche und strebsame Tänzerin Susanne Verrier an. Diese unterhält jedoch engen Kontakt zum politisch einflussreichen Grafen de Montoire-Grandpré. Paris befindet sich zu der Zeit in politisch unruhigen Zeiten. Gerade beherrscht ein ausgedehnter Streik bei den Verkehrsbetrieben das Leben auf den Straßen. Gaillac besitzt als Streikführer die nötige Aura, um die Forderungen der Gewerkschaft bei den Stadtoberen durchzusetzten. Susanne ist tief beeindruckt.
Gaillac, durch den Sieg politisch gestärkt, lässt sich als Abgeordneter ins Palais Bourbon wählen und wird Minister. Doch die schlagartig erlangte Macht steigt ihm zu Kopf und er droht alles zu verlieren, allem voran die Liebe Susannes. …
Erst nach monatelangen Verhandlungen mit der französischen Regierung von 1929 konnte Jacques Feyder seinen Film „Die neuen Herren“ in den Kinosälen zeigen. Dem Film wurde eine respektlose Beschreibung der Abgeordnetenkammer und ihrer Mitglieder vorgeworfen. Ein derart politisch aufgeladenes Drehbuch war in den 20er Jahren im französischen Kino einzigartig, und die Zuschauer strömten reihenweise in die Kinos. (ARTE France, Programmheft)


Sonntag 17. März 2013 – 20.30 Uhr
Festsaal im Studentenhaus

Festival-Abschluss
Die Frau im Mond

Deutschland 1929, 156 min.
Regie: Fritz Lang

Musikalische Begleitung: Andreas Benz (Klavier)

„Sechs Menschen treten die erste Fahrt zum Mond an: ein sonderlicher Professor, der behauptet, dass es dort Gold gibt, und sein junger Freund Helius, der die Rakete gebaut hat. Mit an Bord sind noch Chefingenieur Windegger und seine Verlobte Friede, in die auch Helius heimlich verliebt ist, der Agent eines Wirtschaftssyndikats, das das Mondgold kontrollieren will, sowie ein kleiner Junge, der sich als blinder Passagier an Bord geschmuggelt hat. Auf dem Mond kommt es zum Kampf um das Gold. Als der Sauerstoffbehälter beschädigt wird, muss einer auf dem Mond zurückbleiben, damit die anderen sicher zur Erde zurückkehren können. Helius bleibt, aber als er der startenden Rakete nachsieht und sich umdreht, sieht er, dass er (nicht allein) geblieben ist.“ (filmportal.de)
Tatsächlich lässt sich so der sehr lange Film beschreiben, mit dem wir die zweiteilige Retrospektive der Stummfilme Fritz Langs beenden. Einige Referenzfilme haben das Programm erweitert und den Blick auf Fritz Lang schärfen können. Was bleibt? Das Bemerkenswerteste ist für mich, dass es in keinem einzigen seiner Filme eine echte Liebesgeschichte gibt. Die (sexuellen) Beziehungen sind immer von irgendwelchen mehr oder weniger egoistischen Interessen geprägt, die die Menschen treiben. Interessen, die mit der Beziehung als solcher nichts zu tun haben, sondern pekuniärer oder sonstiger Art sind. So sind sämtliche Filme Langs im Kern Spannungsgeschichten, denen irgendwelche Verbrechen zugrunde liegen. Deswegen sind für mich auch die Dr. Mabuse-Filme fast die überzeugendsten Filme des Gesamtwerkes Langs. Dazu kommt ein hoher bildnerischer Gestaltungswille, der sich vor allem in Metropolis zeigt. Fritz Lang war schließlich gelernter Architekt. Josef Jünger

 

Sondernummer für Fritz Langs „Frau im Mond“